Artikel erschienen im Weekend Magazin vom 11.09.2025

Teilzeit verbrennt Österreichs Wirtschaft

Wer freiwillig und ohne Not weniger arbeitet und somit auch weniger ins Sozialsystem einzahlt, kann nicht 100 Prozent Sozialleistung erhalten! Die INITIATIVE ÖSTERREICH 2040 stellt eine Forderung an die Politik, die wieder mehr Gerechtigkeit bringen und Leistung belohnen soll.

Zuerst einmal vorausgeschickt: Teilzeit ist eine großartige Beschäftigungsform für Menschen, die studieren oder Betreuungspflichten (Kinder, Pflege) haben. Sie bekommen damit Job und die so wichtige Carearbeit oder Qualifizierung unter einen Hut. Dafür ist Teilzeitarbeit auch gedacht und bildet daher streng genommen eine Ausnahme. Die Regel ist aber Vollzeit, sprich eine Wochenarbeitszeit von 38,5 Stunden. Auf dieser basiert auch die Finanzierung unseres Sozial- und Gesundheitssystems. Tatsächlich liegt durch die hohe Teilzeitquote die durchschnittliche Arbeitsleistung pro Woche der Österreicher aber nur noch bei 29,4 Stunden. Nur in den Niederlanden wird weniger gearbeitet. Das bringt massive Probleme für uns alle. „Je weniger Menschen Vollzeit arbeiten, desto weniger Geld fließt beispielsweise in die ärztliche Versorgung, zu Ihrem Hausarzt oder in die Spitäler. Die Auswirkungen sehen wir überall: Volle Ambulanzen, Stehplätze in Arztpraxen und monatelange Wartezeiten bei Fachärzten. Ist das gerecht? Haben Sie, wenn Sie Vollzeit arbeiten, nicht auch das Recht auf eine Vollzeit-Versorgung?“, fragt die INITIATIVE ÖSTERREICH 2040. Die Initiative wird von Familienbetrieben, dem Rückgrat unserer Wirtschaft, getragen und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Missstände aufzuzeigen und konkrete Forderungen an die Politik zu richten, um unser Land damit wieder zurück an die Spitze zu bringen. Ein Schritt in diese Richtung ist, Österreich von der „Teilzeit-Republik“ wieder zu einem Staat zu machen, in dem sich Leistung lohnt.

Zupacken statt Zusperren

Ein großer Teil der Teilzeitbeschäftigten fällt in die Kategorie „Lifestyle Teilzeit“. Sie haben keine Kinder zu betreuen oder sie haben auch keine Eltern, die sie zu versorgen haben. Fast jeder dritte Job im Land ist eine Teilzeitstelle, also rund 1,3 Millionen. Von diesen haben 320.000 (!) keine Betreuungspflichten. „Wir haben ein Arbeitszeitproblem, kein Arbeitskräfteproblem.“ Auch der so oft zitierte Fachkräftemangel wäre so zu beheben. „Teilzeit schwächt das Wirtschaftswachstum, schadet den Unternehmen und bringt immer mehr Menschen in die staatliche Abhängigkeit.“

Leistung nicht bestrafen

Sind Lifestyle-Teilzeitkräfte also nur freizeit- oder spaßorientiert? Viele von ihnen würden Vollzeit arbeiten, doch die höhere Besteuerung von mehr Einkommen bestraft die leistungsbereiten Menschen. Genauso wie Menschen, die Mehrarbeit in Form von Überstunden leisten, oder in der Pension weiterarbeiten wollen. Überstunden sind so hoch besteuert, dass sich die Mehrleistung oft nicht auszahlt. Ist unser System also leistungsfeindlich? Die Antwort ist JA, denn wer Vollzeit arbeitet und gut verdient, der kann im Pensionsalter wohl davon leben. Je mehr Teilzeitjahre man sammelt, desto höher steigt die Wahrscheinlichkeit von Altersarmut. „Teilzeit rächt sich damit spät, aber doch.“

Zurück an die Spitze

Die INITIATIVE ÖSTERREICH 2040 rückt Leistung wieder in den Fokus. „Österreich stand immer für Qualität und Fleiß. Dort wollen wir wieder hin. Deshalb muss das System grundlegend reformiert werden mit dem Ziel, Anreize für Vollzeit statt für Teilzeit zu schaffen. Unser Programm sieht die Beseitigung steuerlicher Fehlanreize vor. Es braucht eine Abschaffung oder Reform des Alleinverdienerabsetzbetrags und die Anpassung von Zuverdienstgrenzen. Dazu fordern wir Selbstbehalte für Sozialleistungen bei freiwilliger Teilzeitarbeit.“ Wer freiwillig weniger arbeitet, als der Kollektivvertrag vorsieht, kann nicht 100 Prozent an Leistungen beziehen. „Wir wollen das Einkommenssteuerrecht modernisieren und Anreize für die Rückkehr in Vollzeit schaffen.“ Dazu muss auch die Förder- bzw. Abgabenlogik so reformiert werden, dass sich Vollzeitstellen wieder für die Menschen mehr rechnen. Und schlussendlich braucht es bessere Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen. Je mehr Menschen wieder gewillt sind, Vollzeit zu arbeiten, desto leichter ist es, das alles auch zu finanzieren. Die Hebel sind also da. Man muss sie nur in Bewegung setzen. „Wer mehr arbeiten will, soll das auch dürfen – ohne steuerliche Strafen oder bürokratische Hürden. Wir brauchen eine moderne, faire und flexible Arbeitszeitpolitik für das 21. Jahrhundert!“ In diesem Sinne: Packen wir’s an.

Feedback

 

DAS SAGT Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer zur Forderung der Initiative Österreich 2040:

Für mich ist klar: Wir brauchen ein Comeback von Leistung und Wettbewerb. Unser Wohlstand ist keine Selbstverständlichkeit – er fällt uns nicht in den Schoß. Wir brauchen wieder ein Mindset, das Fleiß und Leistung honoriert. Eine Gesellschaft, die Leistung will und in der ein Aufstiegsversprechen gilt.

Quelle: BUNDESMINISTERIUM

 

Das bedeutet: Mehrarbeit darf nicht bestraft, sondern muss belohnt werden. Ich will dabei niemandem Vollzeitarbeit vorschreiben. Aber klar ist: Immer mehr Menschen gehen in Pension, immer weniger kommen nach – und kaum ein anderes Land hat die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden so stark reduziert wie Österreich. Das gefährdet unseren Sozialstaat und unser Zusammenleben. Ziel muss sein, die geleisteten Arbeitsstunden zu erhöhen. Kurzfristig heißt das u. a., dass starre Grenzen bei Sozialleistungen überprüft gehören. Langfristig braucht es ein Steuersystem, das Stundenaufstockungen fördert und nicht die letzte Stunde am höchsten besteuert.

 

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