Artikel erschienen im Weekend Magazin vom 06.11.2025
CO2-Steuer auf billige China-Pakete
CHINA-RAMSCH. Jeder zweite Österreicher hat es schon getan – und viele schämen sich auch dafür: Onlineshopping auf den großen chinesischen Plattformen wie Temu, Shein, Wish, Alibaba und Co. Das zerstört nämlich unsere lokale Wirtschaft und vernichtet Arbeitsplätze!
Rund 80 Millionen Pakete schicken die chinesischen Online-Giganten laut branchenradar.com pro Jahr nach Österreich. Darunter Waren, die nie in einem österreichischen Geschäft zugelassen wären: gefälschte Markenartikel, Kinderspielzeug mit Weichmachern, Werkzeug, das beim Auspacken bereits zerfällt, oder dermatologisch ungetestete Kosmetika, die Ausschlag verursachen. Das Einkaufsparadies aus sieben Schätzen, die so süß klingen, stößt uns schnell sauer auf. Das schadet nicht nur den Konsumenten, sondern unserer gesamten Wirtschaft.
80 Millionen Pakete der vier großen Fernost-Onlinehändler kommen jährlich in Österreich an.*
Chinesische „Shein“-Welt
Doch wer kauft das eigentlich? Das Kaufverhalten ist durchaus gut dokumentiert, wie eine marketagent-Studie belegt. Dabei zeigt sich, dass selbst die Konsumenten „shein“bar durchaus skeptisch sind. 57,5 % nehmen eine eher geringe bzw. geringe Qualität wahr. 77,6 % sehen die Waren als eher wenig bzw. wenig nachhaltig und mehr als die Hälfte (51,5 %) bekrittelt mangelnden bzw. keinen Kundenservice. Bei all diesen Bewertungen, die einem stationären Händler sehr rasch den Garaus gemacht hätten, wird so viel aus China bestellt wie noch nie. Die Käufer haben dabei ein durchaus mulmiges Gefühl: 4 von 10 geben an, ein schlechtes Gewissen zu haben. Erstaunlich dabei: In der Generation Z sind es 6 von 10, bei den Babyboomern nur 2 von 10. Stabil hingegen bleibt die Zahl jener, die China-Plattformen kategorisch ablehnen. Die „Nicht-Nutzer“ würden zu 88,5 % eher nicht oder nicht dort einkaufen.
China-Pakete zerstören Jobs
Spannenderweise sehen die Fans der Onlinehändler aus Fernost die Auswirkungen ihres Konsums realistisch. Rund 60 % erkennen wachsende Müllberge, fast ebenso viele negative Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft. Genau hier hakt die INITIATIVE ÖSTERREICH 2040 ein. Sie vertritt österreichische Familienbetriebe, von denen viele unter der Flut an China-Paketen zu leiden haben. Die Billiganbieter könnten heimische Betriebe für immer vom Markt verdrängen – eine Strategie Chinas, die schon bei Rohstoffen oder Solarpaneelen perfekt funktionierte. Der faire Wettbewerb ist dabei längst aus dem Lot geraten. Heimische Unternehmen müssen hohe Standards für Sicherheit und Gesundheit einhalten. Sollte ein hiesiges Fachgeschäft minderwertige Ware anbieten, würde sofort der Konsumentenschutz vor der Tür stehen. Bei Ramschware aus China wird das schulterzuckend zur Kenntnis genommen. Und – um das Killerargument „für“ Chinaware, den niedrigen Preis (für 84,7 % der Käufer Motivation Nummer eins), zu entkräften – heimische Shops bezahlen hohe Gehälter, Steuern und Abgaben. Staatliche Einnahmen, die in öffentliche Aufgaben, Pensionen oder die medizinische Versorgung der Bevölkerung fließen. China-Plattformen müssen diese Kosten nicht tragen und können daher von Haus aus günstiger anbieten. In diesem Sinne gilt: „Wer billig kauft, kauft teuer“ – gleich doppelt. Nicht nur, dass die Vier-Euro-LED-Lampe nach drei Tagen den Geist aufgibt, sondern auch, indem der Republik Einnahmen entzogen werden.
Wenn nicht jetzt: „Wan tan“?
Die INITIATIVE ÖSTERREICH 2040 fordert daher zum Schutz der heimischen Wirtschaft die Abschaffung einer Sonderregel in der EU, die Chinawaren unter 150 Euro zollfrei macht. 2028 soll diese Grenze zwar fallen und ein „Zwei-Euro-Aufschlag“ auf jedes Paket eingeführt werden – doch das ist viel zu wenig! Die INITIATIVE ÖSTERREICH 2040 fordert, dass Maßnahmen sofort vorgezogen werden und eine CO2-Steuer auf jedes Paket erhoben wird, das mehrere tausend Kilometer hinter sich hat. Das wäre nicht nur im Sinne des Umweltschutzes, sondern das im Gang befindliche Sterben der Innenstädte und die damit verbundene Vernichtung von wertvollen Arbeitsplätzen müssen sofort gestoppt werden. Fast kein Tag vergeht nämlich, an dem nicht ein Geschäft in Österreich für immer dicht macht.
Feedback
DAS SAGT Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer zur Forderung der Initiative Österreich 2040:
"Unsere Industrie darf nicht durch billige Kleinstimporte aus Drittstaaten unter Druck geraten, sondern muss durch einen europäischen Schulterschluss geschützt werden – etwa durch die Abschaffung der Zollfreigrenze oder eine Paketabgabe. Wer in Europa verkaufen will, muss sich auch an europäische Regeln halten."